Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Gießen / San Juan del Sur und Region in Nicaragua e.V.
Achstattring 30
35396 Gießen
Klima
Das Klima ist tropisch mit zwei Jahreszeiten: Die Trockenzeit (Sommer) dauert von November bis April und die Regenzeit (Winter) von Mai bis Oktober. Es ist das ganze Jahr über 25°
bis 35°C warm. Die Luftfeuchtigkeit liegt zwischen 60 und 100 %.
Bedingt durch den Einfluss des zentral verlaufenden Gebirgskamms weisen die Atlantikküste und die Pazifikküste zwei völlig unterschiedliche Klimazonen auf11.
Der Osten des Landes hat ein tropisch immerfeuchtes Klima, im Südwesten des Landes ist es hingegen tropisch wechselfeucht.
Die durchschnittlichen Jahresniederschläge in der Pazifikregion liegen zwischen 700 und 1.000 mm. Zwischen November und Februar herrscht weitgehende Trockenheit mit nur vereinzelten Niederschlägen.
Zwischen März und Mai herrscht i.d.R. eine absolute Trockenphase.
Die Osthälfte des Landes erhält ganzjährige Niederschläge zwischen 2.500 und 6.000 mm pro Jahr und ist damit eine der regenreichsten Gegenden der Welt. In den höher gelegenen
zentralen Bergregionen fallen durchschnittliche Jahresniederschläge um 2.000 mm und es kann zeitweise empfindlich kalt werden. Das Auswirkungen der Trockenzeit sind hier durch häufige Nebelbildungen
abgemildert 9,10.
Böden
Während die Pazifikregion durch vulkanisch entstandene, relativ nährstoffreiche Andosole (Böden aus jungem, vulkanischem Lockermaterial) geprägt ist, herrschen in fast der gesamten
Atlantikregion Latosole vor. Diese sind extrem nährstoffarm und sauer (pH 4,5-5,5). Die Nährstoffe befinden sich überwiegend in der oberirdischen Phytomasse. Sie werden von Mykorrhiza-Pilzen an den
Baumwurzeln in 2-15 cm Tiefe aus der Streu aufgenommen, so dass ihre Auswaschung durch Regen verhindert wird. Wenn es auf diesen Böden zu einer großflächigen Zerstörung des Regenwaldes kommt, werden
die Nährstoffe ausgewaschen und es kommt zu einer dauerhaften Zerstörung des Nährstoffgefüges. Eine nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung der Böden ist nicht möglich.
Berge und Vulkane
Den Kern Nicaraguas bildet die zentralamerikanische Kordillere, die das Land von Norden nach Süden durchzieht und die Pazifikregion von der Atlantikregion trennt. Hier liegen die
höchsten Erhebungen des Landes: Mogotón (2107 m ü. NN), Jesús (1785 m ü. NN), beide an der Grenze zu Honduras gelegen, und Kilambé (1750 m ü.
NN).
Die Pazifikregion ist wesentlich geprägt durch eine von Nordwesten nach Südosten verlaufende Kette von 14 Vulkanen, die die Region nach Osten hin begrenzt.
Der nördlichste, direkt am Golf von Fonseca gelegene Vulkan Cosigüina (872 m) war bis zu seinem spektakulären Ausbruch im Jahr 1835 der höchste Vulkan Nicaraguas. Heutzutage ist der
bei Chinandega gelegene San Cristobal (1745 m) der höchste Vulkan des Landes.
Er bildet als nördlichster Vulkan zusammen mit dem Casita (1405 m), dem Telica (1061 m), dem Santa Clara (840 m), dem Rota (836
m), dem Cerro Negro (675 m), dem El Hoyo (1088 m), dem Las Pilas (1001 m) sowie dem Momotombo (1280 m), der sich am nördlichen Ufer
des Managuasees befindet, die Maribios-Kordillere. Während sowohl der San Cristobal, als auch der Telica und der Momotombo ihre Aktivität durch häufiges Rauchen zeigen, kommt es am Cerro Negro, einem
der jüngsten Vulkane der Erde, häufiger zu Lava-Eruptionen (zuletzt 1999).
Weiter südlich schließt sich der nordwestlich von Masaya gelegene, ebenfalls aktive Vulkan Masaya (635 m) an, der seit 1979 Nationalpark ist. Weitere 30 km südlich befindet sich der
Hausvulkan Granadas Mombacho (1345 m), auf dessen Gipfel sich einer der beiden Nebelwälder der Pazifikregion befindet, der zahlreiche endemische Tier- und Pflanzenarten aufweist und
heutzutage Naturschutzgebiet ist. Die beiden südlichsten Vulkane Concepción (1610 m) und Maderas (1394 m) befinden sich auf der Insel Ometepe im Nicaraguasee. Auch
der Maderas ist mit Nebelwald bedeckt.
Insgesamt 17 % des Landes liegen höher als 500 m ü. NN10.
Flüsse
In Nicaragua lassen sich drei große Wassereinzugsgebiete unterscheiden: Das atlantische Einzugsgebiet, das 60% der Landesfläche einnimmt, das Einzugsgebiet der Seen und das kleine pazifische
Einzugsgebiet10.
Die drei größten Flüsse Nicaraguas liegen in dem atlantischen Einzugs- gebiet: Der Rio Coco (780 km), der die Grenze zu Honduras bildet, der
Rio Grande de Matagalpa (430 km) und der Rio Prinzapolka (225 km).
Darüber hinaus liegt der die Grenze zu Costa Rica bildende Rio San Juan (199 km), über den auch das Einzugsgebiet der Seen in die Karibik entwässert, im atlantischen Einzugsgebiet.
Der Rio San Juan war Mitte des 19. Jahrhunderts, als es den Panamakanal noch nicht gab, die wichtigste Transitroute nach Kalifornien.
In der viel niederschlagsärmeren Pazifikregion befinden sich lediglich kurze Flüsse, von denen der bedeutendste der in den Golf von Fonseca mündende Estero Real
ist10.
Seen
In der Pazifikregion Nicaraguas liegen die beiden großen Binnenseen des Landes:
Nicaraguasee (Cocibolca)
Die Isletas bei Granadaer Nicaraguasee, dessen indigener Name Cocibolca ist, ist mit einer Fläche von 8157 km² der zehntgrößte Binnensee der Welt und mit Abstand der größte See Mittelamerikas. Mit
einer maximalen Tiefe von 70 m ist er vergleichsweise flach.
Über seine Entstehung gibt es zwei widersprüchliche Theorien: Eine besagt, dass vor vier bis fünf Millionen Jahren dieser Meeresabschnitt durch Hebung der Landmassen im Westen vom Pazifischen Ozean
abgetrennt worden ist. Neuere Theorien gehen davon aus, dass es zuerst zum Zusammenschluss der Landmassen von Nord- und Südamerika gekommen ist und der See erst durch einen späteren Einbruch der
obersten Erdschichten entstand 2.
Der See wird von zahlreichen Flüssen aus Nicaragua und dem nördlichen Costa Rica gespeist und entwässert über den Rio San Juan in das Karibische Meer2.
Im Nicaraguasee liegt die landschaftlich sehr beeindruckende, von den beiden Vulkanen Concepción (1610 m) und Maderas (1394 m) gebildete, 270 km² große Insel Ometepe. Darüber hinaus gibt es in dem
See über 400 weitere, größtenteils sehr kleine Inseln vulkanischen Ursprungs (Zapatera, Isletas bei Granada, Archipel Solentiname), auf denen schon in vorkolumbischer Zeit die indianischen Völker
siedelten, wovon noch zahlreiche Petroglyphen Funde zeugen.
Bedingt durch seine Entstehung ist der See reich an seltenen Fischarten. Eine absolute Besonderheit stellen dabei die Bullenhaie dar, die in dem Süßwassersee leben. Die aus der Karibik stammenden
Haie, die sich an Süßwasser anpassen können, sind über den Rio San Juan in den Nicaragua-See gelangt und haben dort mit der Zeit eine größere Population gebildet. In den 70er Jahren wurden sie durch
taiwanesische Haifischfänger, die von dem damaligen Präsidenten Somoza Fangkonzessionen erhalten hatten, nahezu ausgerottet. In den letzten Jahren sind jedoch wieder Haie im Rio San Juan gesichtet
worden.
Managuasee (Xolotlan)
Der mit einer Fläche von 1042 km² deutlich kleinere Managuasee (indigener Name: Xolotlan) liegt im Norden der Hauptstadt Managua. Er entwässert über den Fluss Tipitapa in den Nicaraguasee.
Durch die jahrzehntelange Einleitung der ungeklärten Abwässer aus der Millionenstadt Managua ist der See heutzutage extrem verschmutzt und in weiten Teilen ökologisch umgekippt.
Mit Hilfe der deutschen Entwicklungszusammenarbeit werden zurzeit Kläranlagen gebaut, um die weitere Einleitung von Abwässern zu stoppen. In einem zweiten Schritt soll eine Reinigung des Sees
vorgenommen werden.
Flora und Fauna
Nicaragua ist durch seine Lage in der Meerenge zwischen Nord- und Südamerika seit Urzeiten Ort der Begegnung und Wanderung vieler Pflanzen- und Tierarten. Trotz der fast vollständigen Zerstörung der
tropischen Trockenwälder auf der Pazifikseite, der weitgehenden Entwaldung des zentralen Berglandes und der zunehmenden Rodung des Regenwaldes der Atlantikregion (siehe Kap. 6) ist die Biodiversität
im Land - selbst im Vergleich zu anderen mittelamerikanischen Ländern - extrem hoch8.
Bislang wurden in Nicaragua rund 8550 Pflanzenarten beschrieben. Es sind rund 1200 Wirbeltiere bekannt, von den 45 endemisch sind, d.h. nur in Nicaragua vorkommen. Es gibt ca. 250 Säugetierarten, zu
denen unter anderem Puma, Jaguar, Ozelot, Tapir, Brüllaffe, Gürteltier und der Meeressäuger Nagelmanati zählen. Weiterhin gibt es rund 670 Vogelarten (darunter der Nationalvogel Guardabarranco, der
Quetzal sowie Tukan- und Kolibriarten), 170 Reptilienarten (darunter die Kaimane, Leguane, die Klapperschlange und die sehr giftigen Korall- und Gelbbartschlange) sowie 92 Amphibienarten10.
In Nicaragua liegen einige der wenigen Strände, an denen es regelmäßig zu Massenankünften (sog. „arribadas“) von Meeresschildkröten kommt. Zu den in Nicaragua vorkommenden Meeresschildkröten zählen die Pazifische (Olive) Bastardschildkröte oder „tortuga paslama“ (Lepidochelys olivacea), die Unechte Karettschildkröte oder „tortuga tora“ (Caretta caretta) und die Lederschildkröte oder „tortuga laúd“ (Dermochelys coriacea), die über 1,50 Länge erreichen kann.
Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten Nicaraguas sind vom Aussterben bedroht. Der Hauptgrund dafür liegt in der Zerstörung ihrer Lebensräume. Darüber hinaus spielt aber auch der gezielte Fang
bestimmter Tierarten, für die auf dem (illegalen) Markt hohe Preise zu erzielen sind, eine nicht unerhebliche Rolle. Davon betroffen sind vor allem Vogelarten, wie z.B. Papageie und Tukane, aber auch
Wildkatzen.
Eine starke Bedrohung der Meeresschildkröten stellt der Raub ihrer an den Stränden abgelegten Eier dar, die in Nicaragua als Delikatesse und Potenzmittel gelten und
für die daher hohe Preise zu erzielen sind.
Bodennutzung
Ca. 25 % des Landes waren im Jahr 2000 noch mit Wald bedeckt14. Die noch vorhandenen Waldflächen beschränken sich weitgehend auf die Regenwälder der nördlichen und
südlichen Atlantikregion.
Auf rund 18 % der Landesfläche fand 2001 ackerbauliche Nutzung oder die Nutzung von Dauerkulturen (z.B. Kaffee) statt4. Die ackerbauliche Nutzung in Nicaragua erfolgt
weitgehend noch handwerklich. Viele Ackerflächen werden von Bauernfamilien zur Eigenversorgung bebaut. Maschinen sind nur selten vorhanden. Auf Grund mangelnder Ausbildung sind die
landwirtschaftlichen Praktiken (Brandrodung, Abfackeln der Felder nach der Ernte) häufig ungeeignet und verschärfen die Umweltprobleme, wie Erosion und Desertifikation.
Bei dem restlichen Teil der Landesfläche handelt es sich – abzüglich der Wasser- und bebauten Flächen – um Grünland oder gering bestocktes Buschland bzw. Savannen. Sie bedecken
insgesamt 40-45 % der Landesfläche. Es handelt sich dabei zum einen um bereits völlig degradierte Flächen, auf denen keine landwirtschaftliche Nutzung mehr möglich ist, zum anderen um Flächen, die
vorrangig als Weideflächen für Rinder dienen.