Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Gießen / San Juan del Sur und Region in Nicaragua e.V.
Achstattring 30
35396 Gießen
Das Schulsystem Nicaraguas gliedert sich in eine freiwillige Vorschule, eine sechsjährige Grundschule, eine fünf- bis sechsjährige höhere Schule mit allgemein- und berufsbildenden
Zweigen, eine dreijährige Hochschule sowie eine fünf- bis sechsjährige Ausbildung an den Universitäten11.
Das Bildungswesen genoss bei den Sandinisten hohe Priorität. Durch eine landesweite Alphabetisierungskampagne 1980/81, die als eine der größten Leistungen der
Revolutionsregierung gilt, konnte der Anteil der Analphabeten von 50 % 1979 auf 12 % gesenkt werden. Die Analphabetenrate lag 2012 wieder bei 14,6%. Seit 1979 besteht für alle Kinder im Alter
zwischen 6 und 13 Jahren Schulpflicht, der Besuch der Grund- und Mittelschule ist an sich gebührenfrei11.
Seit 1990 ist wieder eine deutliche Verschlechterung im Bildungsbereich zu verzeichnen. Das Bildungssystem unterliegt einer groß angelegten Umstrukturierung, in deren Zuge sich
der Staat Schritt für Schritt aus der Finanzierung zurückzieht. An seine Stelle setzen sich vermehrt private Bildungseinrichtungen. Aber auch öffentliche Schulen sehen sich bereits
seit geraumer Zeit gezwungen, Schulgeld von den Eltern zu verlangen. Dies ist zwar verfassungswidrig, aber gewollter Effekt einer Politik, die den Staat kaum noch als Garant für öffentliche
Grundversorgung sieht8. Zusammen mit der Abschaffung der Lehrmittelfreiheit und dem erforderlichen Kauf der vorgeschriebenen Schuluniformen sind dadurch immer weniger Eltern in der Lage,
ihren Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen1.
1999 betrug die Einschulungsrate nur 75 %. In der Schicht der Armen kommen Kinder nur auf 2,7 Jahre Einschulungszeit, in der Schicht der extrem Armen nur auf 1,9 Jahre. Die
Abwesenheitsrate vom Schulunterricht erreicht in den 5. oder 6. Klassen bis zu 50 %. Nur etwa die Hälfte der Schüler/innen erlangen einen Schulabschluss, auf dem Land beenden 90 %
der Kinder nicht die 6. Schulklasse. Obschon offiziell Schulpflicht besteht, so gibt es doch niemanden, der dies nachhalten würde8. Die Analphabetismus-Rate ist in den
letzten 15 Jahren wieder auf rund 33 % gestiegen1.
Die Zahl der Studierenden auf höheren Schulen hat in den letzten Jahren stark zugenommen, u.a. auch durch die Gründung privater Universitäten, die nur so aus dem nicaraguanischen
Boden sprießen, deren Qualität allerdings meistens mehr als schlecht ist. Sie beschränken sich auf Studienfächer, die kaum Investitionen verlangen und hohe Nachfrage sichern (z.B. Jura,
BWL)8.
Die Verfassung Nicaraguas sieht vor, dass 6 % des Haushaltes für den universitären Bildungsbereich vorbehalten sind. Darüber gibt es alljährliche Auseinandersetzungen, bei
Studentenprotesten gab es in vergangenen Jahren sogar Tote8.
Quelle²: Auswärtiges Amt Januar 2014