Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Gießen / San Juan del Sur und Region in Nicaragua e.V.
Achstattring 30
35396 Gießen
Auch Nicaragua wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von den Unabhängigkeitsbestrebungen in den spanischen Kolonien ergriffen. 1821 erklärten die Gebiete des Generalkapitanats
Guatemala, zu dem auch Nicaragua gehörte, ihre Unabhängigkeit vom spanischen Mutterland und schlossen sich kurz drauf México an, das ebenfalls seine Unabhängigkeit erklärt hatte. Die
Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Ländern führten 1823 dazu, dass ein Kongress von Repräsentanten aller zentralamerikanischen Provinzen diese zu freien und unabhängigen Staaten unter dem
Namen „Vereinigte Provinzen von Zentralamerika“ erklärte.
Der mittelamerikanische Bund gab sich eine Verfassung liberaler Prägung, die ein Präsidialsystem mit kompetenzschwacher Exekutive vorsah. Die in dem Vertrag festgelegte ausgewogene föderative
Struktur, die die widerstreitenden Interessen ausgleichen sollte, gelang jedoch nur auf dem Papier, so dass die Konföderation bald zerfiel. Aus diesem lang anhaltenden Auflösungsprozess
kristallisierte sich 1838 der eigenständige Staat Nicaragua heraus.
Bis Mitte des 19. Jh. kann jedoch von einem funktionierenden Staat nicht die Rede sein. Es bestand eine starke Rivalität zwischen den beiden städtischen Zentren León und Granada, die
durch zum Teil gewalttätige Auseinandersetzungen bis hin zu Bürgerkriegen geprägt war. Dabei ging es weniger um politische als um die unterschiedlichen ökonomischen Interessen des liberalen,
antiklerikalen Bürgertums Leóns und der konservativen Handels- und Landoligarchien Granadas. Um den Bürgerkrieg für sich zu entscheiden, riefen die Liberalen 1850 eine
US-Söldnertruppe unter Führung William Walkers zu Hilfe. Walker riss 1855 die Macht an sich und ließ sich als US-Bürger 1856 verfassungswidrig zum Staatspräsidenten wählen. Unter
seinem Regime etablierte sich kurzfristig eine drastische Form des US-amerikanischen Imperialismus; vorübergehend wurde die Sklaverei wieder eingeführt und Englisch zur offiziellen Landessprache
erhoben. Nach dem Sturz Walkers 1857 begann eine relativ stabile Herrschaft der Konservativen. Großbritannien erkannte 1860 de jure die Souveränität Nicaraguas über die Atlantikküste an. De facto
bestimmten allerdings weiterhin die Engländer die Entwicklung der Mosquitia. Ab 1870 begann der Aufbau von Kaffeeplantagen und es setzte eine Kaffee-Boom ein. Der Kaffee entwickelte sich innerhalb
weniger Jahrzehnte zum wichtigsten Exportgut Nicaraguas.
1893 übernahmen die Liberalen unter dem Präsidenten General José Santos Zelaya die Macht. Dieser forcierte die von seinen konservativen Vorgängern begonnenen
sozioökonomischen Reformen und beschleunigte den eingeleiteten wirtschaftlichen Wandel. Er erkannte, dass der ökonomische Aufschwung von Reformen auf anderen Gebieten begleitet werden musste. Solange
die Bauern nicht über den Horizont der Subsistenzwirtschaft hinausschauen konnten, war das Land zur Stagnation verurteilt. Zu den ersten Schritten einer Modernisierung des Landes gehörte eine
umfassende Säkularisierungspolitik. Zelaya sorgte dafür, dass die neue Verfassung die strikte Trennung zwischen Staat und Kirche vorschrieb. Er versuchte, das Bildungswesen vom Einfluss des Klerus zu
befreien.
1909 gelang den Konservativen mit Unterstützung der USA ein Putsch gegen Zelaya. In die nachfolgenden Machtkämpfe griffen die USA mehrfach direkt ein. 1912 intervenierten US-Truppen
abermals und errichteten eine Art Protektorat, das Nicaragua bis 1925 eine Phase relativer politischer Ruhe sicherte, allerdings auf Kosten der nationalen Souveränität
Wirtschaftlich erfolgte in den Jahren zwischen 1910 und 1920 der Ausverkauf Nicaraguas. US-Gesellschaften kontrollierten den Bergbau, die Eisenbahn, die Banken und das Zollwesen des
Landes. Nachdem die USA bereits 1892 den geplanten Bau eines Kanals vom Atlantik zum Pazifik auf nicaraguanischem Gebiet eingestellt hatten, entschieden sie sich 1902 in der Kanalfrage endgültig
zugunsten Panamas. Sie verschafften sich 1914 das Kanalbau-Monopol in Nicaragua, um zu verhindern, dass dort von etwaigen Konkurrenten ein Kanal gebaut würde
n der Spitze von aufständischen Bauern und Bergarbeitern nahm 1926 der Liberale Augusto Cesar Sandino 1926 den Kampf gegen die US-Besatzungsmacht auf. Dies war der erste große
Guerillakrieg in Lateinamerika. Sandino kämpfte mit einem Verteidigungsheer, das von anfangs 30 Soldaten auf einige Tausend anwuchs. Es ging um das Recht auf Selbstbestimmung und um das Prinzip der
Nichteinmischung, beides völkerrechtliche Prinzipien, die von den USA nicht eingehalten wurden.
1933 verließen die US-Truppen auf Grund des anhaltenden Widerstands das Land und es wurde ein Waffenstillstand zwischen Sandino und der Regierung in Managua vereinbart. Die Truppen Sandinos legten
ihre Waffen nieder. Die USA konnten jedoch durchsetzen, dass der von ihnen favorisierte Anastasio Somoza García zum Oberbefehlshaber der auf Veranlassung der USA neugegründeten Nationalgarde ernannt
wurde. 1934 wurde Sandino auf Befehl von Somoza von der Nationalgarde ermordet9.