Städtepartnerschaft Gießen - San Juan del Sur in Nicaragua Unsere Nachbarn vom Pazifik
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Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Gießen / San Juan del Sur und Region in Nicaragua e.V.

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Erfahrungen mit der Projektzusammenarbeit


Am Anfang der Zusammenarbeit mit San Juan del Sur stand die sogenannte Containersolidarität. Nicaragua war durch den Wirtschaftsboykott westlicher Staaten, vor allem der USA, vom Rest der Welt abgeschlossen – „No hay!“, „Gibt es nicht!! war die Standardantwort, wenn Medikamente, Motoren, Ersatzteile, Werkzeuge oder Transportmittel beschafft werden mussten. Im Bauch leerer Bananenfrachter auf dem Weg zurück von Europa nach Mittelamerika ließ gipanic Schiffsfarbe, Fischereimaterial, medizinische Geräte, ein Motorrad und einen ausrangierten LKW des städtischen Fuhrparks in Containern nach San Juan transportieren.

Mit zunehmender wirtschaftlicher Öffnung war nach 1990 bald jeder Artikel in Nicaragua zu kaufen, was das Prozedere der Projektabwicklung enorm vereinfachte. Damals wie heute absorbiert die Projektarbeit jedoch einen großen Teil der zur Verfügung stehenden ehrenamtlichen Arbeitszeit der Vereinsaktiven, obwohl die Wege der Zusammenarbeit, bedingt durch gewonnenes Spezialwissen, gegenseitiges Kennenlernen und Nutzung neuer Medien wie das Internet, kürzer geworden sind: in Gießen müssen Gelder beantragt, Spenden geworben, Kontakte mit den Partnern gepflegt, Projektanträge geprüft und abgeschlossene Projekte evaluiert werden. Da blieb oftmals nicht allzu viel Kapazität für die genauso wichtig angesehene Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit.

 

Ellen und Carlos beim Gespräch über den Projektverlauf Quelle: Norbert Wenzel

 

Dennoch machte die Projektarbeit meist eine Menge Spaß und führte zu einer gewissen Befriedigung, wenn Kinder wieder in ihre aufgebaute Schule gehen konnten, Frauen jetzt selbstbewußter ihre Rechte einforderten oder Bewohner und Bewohnerinnen auf dem Land endlich Zugang zu sauberem Trinkwasser bekamen.

 

Selbstverständlich ist die Projektzusammenarbeit keine durchgehende Erfolgsgeschichte gewesen, und es galt auch, einige wenige Tiefschläge zu verdauen. So hat sich beispielsweise die punktuelle Förderung von Kleinstunternehmen (microempresas) für gipanic und die Menschen in San Juan nicht als besonders sinnvoll herausgestellt – zu schnell verpufften Anschubfinan- zierungen ohne eine geforderte Nachhaltigkeit. Gegenüber einzelnen Projektträgern entwickelte sich Misstrauen, wenn die Umsetzung der Vorhaben nicht wie abgesprochen erfolgte. In einem Fall muss leider auch von der Veruntreuung und Unterschlagung von Hilfsgeldern ausgegangen werden, trotz korrekt vorliegender Belege und Abrechnungen. Die Zusammenarbeit wurde in diesem Fall unmittelbar aufgekündigt.

In den meisten Fällen gab es jedoch positive Rückmeldungen unserer Partner und der jeweiligen Zielgruppen. Während regelmäßiger Besuche von gipanic-Vertretern und -Vertreterinnen in San Juan konnten wir uns von der Wirksamkeit der Vorhaben überzeugen. Ein bislang nicht zu lösendes Problem ist der Umstand, nicht kontinuierlich eine Person als Projektkoordinator vor Ort haben zu können - das ist leider nicht finanzierbar. Profitiert hat die Arbeit aber immer von längeren Aufenthalten einzelner Vereinsmitglieder in San Juan. Von 2003 bis 2010 kooperierte der Verein eng mit einem Fachmann des DED (Deutscher Entwicklungsdienst) vor Ort, danach wurden diese Projekte durch den DED eingestellt. Die regelmäßigen Besuche der Busecker Lehrer und Lehrerinnen in San Juan del Sur sind hilfreich, um ein umfassendes Bild von der Lage zu bekommen. Darüber hinaus ermöglichen Delegationsreisen von Bürgern aus der Partnerstadt Einblicke in den nicaraguanischen Alltag und halten den interkulturellen Lernprozess am leben.

 

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