Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Gießen / San Juan del Sur und Region in Nicaragua e.V.
Achstattring 30
35396 Gießen
Eine zentrale Aufgabe von gipanic ist neben der Projektzusammenarbeit die Förderung und Durchführung von Aktivitäten, die ein Bewusstsein für die Zusammenhänge zwischen Gießen, als einer
Stadt in einem der reichsten Länder der Erde und San Juan del Sur als einer Stadt in einem Entwicklungsland schaffen. Das Mittel zur Umsetzung dieses Vereinszieles ist die entwicklungspolitische
Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Ziele, Methoden und der Grad der Intensität bei der Umsetzung dieser Aufgabe haben sich in der Vereinsgeschichte kontinuierlich gewandelt, abhängig von der
gesellschaftspolitischen Situation in Deutschland und vor allem in Nicaragua und zu einem großen Teil in Abhängigkeit von den Einstellungen und der Motivation der jeweils aktiven
Vereinsmitglieder.
Zusammengefasst lassen sich verschiedene pädagogische Ansätze in der Arbeit von gipanic festmachen, die teilweise lose nebeneinander existierten: zum einen der erkenntnis-theoretische Ansatz, mit dem
Ziel der Aufklärung (Wo liegt Nicaragua, was ist los in San Juan del Sur?), zum anderen der Betroffenheitsansatz (Was verdient ein campesino in Nicaragua an einem Pfund Kaffee, dass bei uns für 5
Euro im Supermarktregal steht?) und der Nahbereichsansatz (Woher kommt der Kaffee im Supermarkt, Alternative „fair“ gehandelter Kaffee/ Solidaritätskaffee). Phasenweise kam in der Anfangszeit der
Solidaritätsarbeit der reflexive Ansatz zur Sprache: wie müsste ich mich verändern, damit sich auf der Welt etwas verändert?
Die Begriffe Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit sind nicht deckungsgleich – Öffentlichkeitsarbeit bedeutet Werbung für die Arbeit, vornehmlich zur Finanzierung von Projekten. Bildungsarbeit geht darüber hinaus und setzt professionelles Personal voraus, dass sich nur große Nichtregierungs-organisationen (NRO) leisten können. In Ansätzen jedoch fand Bildungsarbeit statt, in Form von Volkshochschulangeboten und einem Vortrag im Selbstlern-zentrum der ZAUG in der Gießener Nordstadt, die, die Städtepartnerschaft thematisierten und lebt heute noch fort im schulischen Bereich, vor allem im Rahmen der Schulpartnerschaft zwischen der Sekundarschule in San Juan del Sur und der IGS Busecker Tal.
Verschiedene Medien kamen in der Arbeit von gipanic bislang zum Einsatz:
Pressearbeit (Printmedien und Radio)
Ausstellungen (über Nicaragua und die Partnerstadt, sowie Kunstausstellung mit Arbeiten von Schülern und Schülerinnen aus San Juan und die Ausstellung „über-lebens-welten 2.0“, über Lebenswege in Zeiten von Krise, Freihandel und sandinistischer Regierung in Nicaragua im Rathaus der Stadt Gießen)
Vorträge von Delegationsteilnehmern und –teilnehmerinnen aus der Partnerstadt in Gießen
Vorträge von Experten und Expertinnen zu Themen wie Verschuldung, politische Solidarität, Entwicklungshilfe, Nicaraguakanal etc.
Kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen, Theater, Konzerte zu Lateinamerika und Nicaragua
Internetauftritt / Homepage
Spendenaufrufe
CD-Rom mit Inhalten zum Verein
Faltblatt Selbstdarstellung
Rollups und großformatige Fotos für Veranstaltungen
Im Artikel über die Vereinsgeschichte wurde bereits auf die inhaltliche Verschiebung des Arbeitsschwerpunktes
Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit zugunsten von Projektarbeit hingewiesen. Tatsächlich war die Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit mühevoll, zeitaufwändig und im Ergebnis oft frustrierend, wenn die
erwarteten Reaktionen ausblieben. Es gelang trotz unterschiedlicher Anstrengungen nicht mehr Mitglieder und Aktive für die Vereinsarbeit zu gewinnen. Aufrufe zur Unterstützung für
Projektarbeit, oder gezielte Hilfe wie das Beispiel Ultraschallgerät zeigt, waren erfolgreicher.
Wäre hier nicht mehr Ideenreichtum und Phantasie gefragt, um den Menschen mehr konkrete Handlungsanweisungen und
-alternativen zu geben?
Eine zweite Annahme besagt, dass mehr Informationen, mehr Erkenntnisse über Zusammenhänge zwischen „Erster“ und
„Dritter“ Welt bringen würden und daraus dann die „richtigen“ Handlungen erfolgen. Eine Fülle von Einzel-informationen kann jedoch Erkenntnisse über Zusammenhänge verhindern und damit
Ohnmachtserfahrungen verstärken: „Dritte Welt – nein danke!“ Leider führen bei Menschen die richtigen Erkenntnisse nicht unbedingt zu einer „richtigen“ Handlung...
Die Werbung für Sympathien und Solidarität mit der Partnerstadt und für Spendengelder zur Projektfinanzierung ist ein wichtiger Teil der Arbeit von gipanic – um allerdings in Zukunft neue
Interessierte für diese Arbeit gewinnen zu können und die Schwierigkeiten mit der Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit anzugehen, scheint eine Auseinandersetzung mit folgenden Fragen
unumgänglich:
Handeln wir als Vereinsmitglieder und Aktive so, wie wir es von unseren Zielgruppen erwarten?
Von wem und warum werden unsere Angebote angenommen bzw. abgelehnt, was wird besonders gut/schlecht angenommen?
Kennen wir unsere jeweiligen Zielgruppen (ihre Einstellungen, Sorgen, Wünsche etc.)?
Hat unsere Arbeit Einfluss auf die nationale Entwicklungspolitik, wo lässt sich das feststellen?
Kann die Struktur des unfairen Welthandels durch fairen Handel verändert werden?
Wo sind neue Zielgruppen, um die Städtepartnerschaft zu thematisieren (z.B. Schulen)?